Friday Fail #55 – Silvester. (am Mittwoch)

Ich mag Silvester nicht. Das ist ein Fakt und diesen kann man nicht ändern.

Einer der größten Gründe für meine Abscheu, ist dieser eingepflanzte Drang den jeder Mensch zu haben scheint, dass dieser, genau dieser Jahreswechsel etwas besonderes werden muss. Beziehungsweise etwas weltbewegendes und atemberaubendes passieren muss, sonst hast du versagt. Deswegen kommt es jedes Jahr nach Weihnachten (oder sogar noch früher) zu einer unglaublich sinnlosen Hektik um dieses absolut sinnlose Thema.

Diese resultiert dann doch nur in noch mehr Stress. Stress, den man doch eigentlich nicht haben sollte/wollte, weil man 1. in der Weihnachtszeit besinnlich sein MUSS (natürlich auf biegen und brechen) und 2. man eigentlich das neue Jahr nicht gestresst beginnen will/soll. Stichpunkt: Vorsätze.

Diese sind auch so eine dumme Erfindung. Nur weil sich die Bezeichnung des Jahres ändert, heißt es doch lange nicht, dass sich jetzt unbedingt was in deinem Leben ändern muss. Man sollte nötwendige Lebensänderungen nicht an einen Tag festmachen. Wenn man etwas ändern will, dann tut man es sofort oder nie.

Und da kommen wir doch gleich zum nächsten Punkt: Alkohol. Selbstverständlich trinkt man zu viel. Das ist vorerst spaßig aber wenn einen dann am nächsten Tag ein wundervoll furchtbarer Kater niederrafft und man sich wie ein ausgeschissenes Stück Schuhsohle fühlt, bereut man es sofort. Meiner Meinung nach ist dies genau die richtige körperliche Verfassung mit der du dieses neue, kraftvolle und für dich weltveränderndes Jahr beginnen musst. Gut so!

Aber auch wenn kein Stress um die Silvesterplanung gemacht und man zu einer Party eingeladen wird, ist es meistens auch noch eine Mottoparty… (wie gesagt: ES MUSS BESONDERS SEIN!!!!). Wundert euch anschließend bitte nicht, wenn ich nicht komme. Ich plane mein halbes Leben viel zu sehr durch. Ich liebe Listen und den ganzen Scheiß aber wenn ich meinen Denkapparat abschalten will, habe ich vorher keine Lust stundenlang über meine Kostümierung nachzudenken beziehungsweise noch Geld dafür auszugeben, damit ich am Ende jedem erklären muss, als was ich verkleidet bin. Man glaubt es nicht, aber ich versage jedesmal beim Verkleiden und deswegen fühle ich mich dann jedesmal im unerwünschten Kostüm hundsmiserabel, obwohl ich glücklich sein müsste – weil ja Silvester und so… Nein! Meine Stimmungen suche ich mir, wie meine Kleidung auch zu Silvester selbst aus anstatt sie mir vorschreiben zu lassen.

Zudem hat Silvester seit meiner Kindheit eine negative Konnotation in meinem Schädel. Die meisten, nein ALLE Silvesterse, die ich in meiner Kindheit erleben durfte waren unter aller Sau. Heutzutage sind sie nicht viel besser. Den eingetrichterten Drang nach etwas Besonderem bekommt man nicht so einfach weggespült. Davon mal abgesehen wird erzwungene Perfektion nie spektakulär. Es ist und bleibt ein fades Büffet von ahhhs und ooohhs, der vielen sinnlosen umweltverschmutzenden Knaller, die den Nachthimmel an diesem Abend erhellen. Am Ende ist eine Silvesterparty genauso wie die Tschechen Böller die sich durch die Feuchtigkeit in Scheißhaufen verwandeln. Ein großes Gewese um ein kurzes Puff mit einem katastrophalem Abstieg.

Ich würde gern mal ein Abend unter Silvester-hassenden-Freunden verbringen, die nicht versuchen den Mist schön zu saufen, sondern mit leckerem Essen und guten Filmen den Abend füllen. Hemmungslos betrinken kann man sich auch an jedem Freitag und Samstag der Woche, dafür brauche ich zum Teil auch keinen besonderen Anlass. Deswegen muss Silvester für mich auch kein besonderer Anlass sein um etwas besonderes zu machen. Aus dem Regulären erwächst erst mit Liebe zum Detail und Geduld das Besondere und nicht wenn man es dazu zwingt.

Ich kenne keinen, der im Nachhinein von einer Silvester Partynacht geschwärmt hat beziehungsweise sagt, dass eine Silvester die beste Nacht seines Leben war. Es ist einfach nur eine Erinnerung daran, dass unsere Welt sich unermüdlich um die Sonne dreht und wir keinen speziellen vorgegeben Tag besonders machen müssen. Jeder Tag ist für sich besonders.

Pauline Out. Es gibt Forelle.

Schlagwörter: