Wiedermal ein Beintrag aus der Reihe „Pauline weiß was sie erzählt! Und sie hat immer Recht dabei“!!
Was ist eigentlich eine Kutte?
Eine Kutte ist eine Jeansweste, die mit vielen Aufnähern, Nieten und eventuell auch anderem Kram geschmückt uns personalisiert ist. Wenn man sie „richtig“ gepflegt hat, wird sie im am Ende nur noch von den aufgenähten Patches zusammengehalten. Es ist also ein Muss, dass eine Kutte gebraucht, benutzt und bekleckert aussieht. Quasi ist der Status RANZIG Pflichtprogramm!
Eine Kutte ist wie die eigene Visitenkarte, nur das diese nicht den Namen zeigt sondern deinen – hoffentlich sehr exklusiven – Musikgeschmack, den du anderen Metalfans präsentierst. Deswegen ist es wichtig dieses Kleidungsstück immer anzuziehen, wenn man zu „metalmusikspielenden Events“ geht wo sich Kuttenträger tummeln. Darunter fällt auch eine Metalkneipe.
Übrigens Kutten werden leider nur noch von den Fans der traditionellen Metalmusik (und Motoradgangs) getragen.
Unter den Kuttenträgern ist das im Allgemein typisch die Kutte des anderen zu studieren um somit herauszufinden, was dieser für ein Musiktyp ist und ob man mit demjenigen in ein Gespräch kommen könnte. Sind die Geschmäcker bzw. die Aufnäher auf den Kutten gleich wird der eben noch studierte sofort begeistert angesprochen und in ein Gespräch verwickelt und andersherum.
Manchmal handeln die Gespräche nicht nur über die Band sondern auch über die Herkunft diverser Patches. Vor allem wenn diese sehr selten sind.
Dieses Phänomen mit den Aufnähern kann man mit dem Sticker sammeln von Früher vergleichen. Wenn man damals einen seltenen Sticker besaß wurde man auch von allen beneidet, die diesen nicht besaßen und schon ewig danach suchten.
Nun kommen wir aber zum wichtigsten Teil:
Wie wird man nun genau zu einem „Kuttenträger“:
Schritt 1.
Als aller erstes bläut man sich die einfachen Grundregeln zum Kuttentragen ein.
Die Kutte darf:
– nie gewaschen werden (wirklich nie, nie, nie!!!)
– keine Ärmel haben
– keine Knöpfe haben (langwierige Angelegenheit)
– nicht mit einer Nähmaschine bearbeitet werden
– keinen Kragen haben
Diese Regeln sind zwar Grundlegend aber man sollte trotzdem noch selbst entscheiden, was man macht. Sinnvoll wäre es aber mehr als 50 Prozent von den Regeln zu befolgen.
Ich persönlich habe mich gegen die letzten beiden entschieden, weil ich einerseits nicht auf meine Nähte mit der Hand vertraue und zweitens alles ohne Kragen und Kaputze abgrundtief hasse, was nicht aus Jersey besteht. Soviel dazu.
Schritt 2.
Man surft zu eBay und ersteigert sich eine Jeansjacke (ja, Jeans) in der eigenen Größe (außer man hat eine liebe Freundin, die mit ihrer Nähmaschine präzisiös umgehen kann um die Kutte in spe an deinen Körper anzupassen (Das Ding muss ja wie eine zweite Haut sitzen)).
Wenn diese ersteigerte Jeansjacke endlich an der Haustür kratzt um Einlass zu bekommen, schneidet man ihr mehr oder minder professionell die Ärmel ab. Die Kutte sollte aber noch auf den Schultern enden. Wenn nicht sieht man zwangsweise aus wie ein Super-Saiyajin (Das will doch keiner freiwillig, oder?).
Als nächstes braucht man einen Backpatch. Das ist ein sehr viel größerer, perfekt auf den Rücken zugeschnittener Aufnäher. Dieser sollte wirklich, wirklich gut ausgewählt und am Besten noch ziemlich selten sein (Wie schon erwähnt wird so deine Kutte interessanter!).
So kommen wir direkt zu den Regeln zur Auswahl der Aufnäher und quasi zu unserem
Schritt 3.
Die Auswahl der Aufnäher für die eigene Kutte muss mit Bedacht getroffen werden, da diese ja im Zusammenspiel deine Musikpersönlichkeit ausdrücken sollen. Zum Beispiel sollte man nicht nur Mainstream Metal Bands (die man auch außerhalb der Metalszene kennt und weitläufig auf MTV & ähnliches laufen) für seine Kutte auswählen. Das könnte erstens darauf schließen, dass du nur oberflächlich an der Metal Musik kratzt und wenig Energie in die Recherche nach echten Perlen steckst – für die man übrigens immer gern angesprochen bzw gelobt wird – oder zweitens einfach eine unwissende Person bist, die sich mal fix eine Kutte anzieht, weil man es hipp findet. Es mag nämlich wirklich niemand kleine Kiddies, die NUR Iron Maiden Alben Aufnäher, von nichtmal wirklich guten Alben, auf der Kutte haben.
Das nächste Entscheidende ist die Tatsache, dass man die Bands, die auf den Aufnähern repräsentiert werden, wirklich gut kennt und wertschätzt. Das heißt, man sollte einige Lieder kennen, sein Lieblingsalbum bestimmen können und wichtige Bandfakten wissen, über die man mit anderen Kuttenträgern heftigst debattieren kann. In diesem Fall könnte man die Aufnäher mit einer Art Wissensnachweis beschreiben: Ich weiß wie toll die Band ist und du darfst mich gern ausfragen.
Was man sich merken sollte ist die Tatsache, dass man Patches nicht des Patches wegen auf seine eigene Kutte nähen sollte. Auf deine Kutte gehören nur die Créme de la Créme Aufnäher deines Musikgeschmacks. (Umso unbekannter die Band bzw seltener der Aufnäher umso besser.)
Gute Anlaufstellen sind hierfür eBay, Speedy Promotion, Metalbörse, …
Also sei kein Depp und sei du selbst beim Aufnäher kauf! Denn du willst ja deine Kutte lieben und ehren bis das der Verfall euch scheidet.
Schritt 4
Dieser Schnitt beinhaltet im Großen und Ganzen die weitere Personalisierung deiner Kutte neben den Bandaufnähern. Beliebt sind hier – typisch für die Metalszene – Nieten. Vorschriften gibt es keine. Nur macht man sich bei anderen mit überlangen Killernieten unbeliebt. Man muss dabei bedenken, dass man meistens sehr eng aneinander gepresst auf Konzerten steht. Neben Nieten sind Buttons, Ketten und Festivalbänder beliebt. Unterschriften sind die Königsdisziplin. Meistens weiß aber nur der Kuttenträger von diesen, da diese vorrangig im Innenleben der Kutte zu finden sind.
So durchlebt man, obwohl es kitschig klingt, die Entstehung seines Heiligtums. Vorallem, wenn einem die Nähnadeln mehrmals stechen und man so dem Wahnsinn immer näher kommt verbindet es einem noch mehr mit dem Ungetüm.