Friday Fail #47 – Technik wichtiger als Inhalt eines Films!?

Ich weiß nicht was in letzter Zeit los ist. Überall höre ich, wenn über einen Film geredet wird: Ohh das 3D und ahhh das HFR.

Ich wusste ja schon immer, dass der allgemeine Mensch ganz schön bescheuert ist, aber dass man in einen Kinofilm für 10€ und mehr geht und dann letztendlich nur die Tatsache mit hinaus nimmt, dass die oberflächlichste aller Techniken eines Filmes cool war, dann ist es mehr als äußerst traurig. Natürlich habe ich als Medienkünstler einen anderen Blickwinkel auf Filme aber man kann doch den Anspruch an sich selbst haben, dass man die Aussage oder die Geschichte eines Filmes in sich aufnehmen will. Das ist doch der Grund wieso Filme gemacht werden: Um Geschichten zu erzählen! Die Evolution der Technik ist wie überall auch ein positiver Nebeneffekt und das sollte er auch bleiben!

Wenn wir uns weiterhin über diese nebensächlichsten Dinge, die man am Film schauen finden kann, unterhalten, dann sehe ich jetzt schon Leute, die sich demnächst über den Fußbodenbelag im Kinosaal unterhalten. Mal ehrlich: Leute, ihr müsst zwar nicht wie ich sitzen bleiben bis die ganzen Credits durchgelaufen sind aber den Inhalt eines jeden Films könnt ihr doch schon in euch aufnehmen. Wenn ab sofort alle nur noch in Filmpräsentationstechniken interessiert wären, dann bräuchte man doch nur noch Technikpreviews anstatt der tatsächlichen Filme bringen. Ich habe sogar das Gefühl, dass Leute diese sogar gucken werden. Womöglich auch für den doppelten Preis und am Ende würden sie sich sogar unglaublich unterhalten fühlen.

Die Geschichte eines Filmes kann man mit nach Hause nehmen, immer wieder in Gedanken durchgehen aber habt ihr mal versucht euch nachträglich vorzustellen wie das 3D eines Filmes war? Ich habe es mehrmals versucht und nicht hinbekommen. Aber nicht nur aus diesem Grund mag ich 3D Filme nicht. Erstens sind sie unverhältnismäßig teuer, die Brillen tun mit der Zeit unglaublich weh und ich brauch den Müll nicht. Ok, ich muss zugeben: Bei Cloud Atlas war das nötig. So ein bombastischer Film wäre ohne 3D weniger bombastisch als auch weniger Sci-Fi-esk. Wenn ihr diesen nicht geschaut habt: TUT ES! Es lohnt sich!

Vielleicht brauch ich 3D einfach nicht, weil ich, laut Sheldon Cooper, den leistungsfähigsten Grafikchip im Schädel habe.

Ein Film, bei dem ich sehr gut auf 3D verzichtet hätte können war der Hobbit II. Womöglich auch schon bei Hobbit I. Worauf ich auch noch schleunigst verzichten kann ist HFR. Es tut meinen Augen weh und ich mag meine Filme immer und immer mit Motionblur sehen beziehungsweise überhaupt noch sehen. Das HFR höhlt meine Augen von innen langsam und qualvoll aus. Ich will auch gar nicht wissen, wie die 60fps von Avatar II auf meine Augen wirken wird – beziehungsweise wie übertrieben echt-zum-kotzen der Film aussehen wird. Womöglich wird es zu einer Epidemie an innerem Augenbluten kommen. Da das Blut aber dann nirgendswo hin kann könnt ihr euch doch schon vorstellen, was eure Augen machen werden. Ich gebe einen Tipp: Sie werden nicht Kekse essen gehen. Obwohl das auch ziemlich cool wäre.

Diese Entwicklung mit dem HFR ist es auch, die dumme Menschen wahrscheinlich zu dem Gedanken bringt, dass Filme keine Geschichten mehr erzählen sollen. Denn durch diese Hohen Frame Raten ähneln Filme immer mehr dem, was wir mit unseren keksesseneden Augen aufnehmen. Diese können nämlich ungefähr 61 Bilder pro Sekunde wahrnehmen (was 120fps schon wieder unglaublich sinnlos macht (soweit diese nicht bei Sportevents benutzt werden)). Aber wollen wir das?
Viele von diesen dummen Menschen werden womöglich sofort ja schreien und meinen, dass Sci-Fi Geschichten so noch realer wirken. Alles wunderbar. Alles wunderbar. Stellt euch jetzt vor wie ich meinen Kopf schüttel und währenddessen diese Leute mit meinem Stativ komprimiere.

Sci-Fi heißt nicht umsonst SCIENCE FICTION. Wenn eine dumpfe Kreatur auf dieser Erde nicht einmal soviel Vorstellungskraft in seinem Schädel hat, dass er 60fps Filme braucht, dann sollte dieser umgehen und mit aller Dinglichkeit seine Existenz beenden.

Eines sollte man auch noch bedenken, umso teurer die Wiedergabe-Technik eines Films wird umso weniger Geld und Zeit wollten die Produzenten von Filmen anscheinend in den tatsächlichen Film stecken. Bei Hobbit II konnte man das ganz gut sehen. Schon beim Gedanken daran muss ich wieder herzhaft lachen. Achso allen, den das 3D von diesem Film so gut gefallen hat, die dürfen jetzt gehen und weiter mit der Scrollfunktion auf dieser Seite spielen und allen anderen werde ich weiter ganz ordentlich Hobbit II versauen. Yeah.

Kurz und Knapp. Die Animationen waren unglaublich scheiße. Hiermit meine ich nicht die, auf die jeder Hirntote beim Genuss des 3D’s geschielt hat, sondern auf die, die neben der Handlung abliefen. Darunter fiel vor allem das Gold in der Zwergenhöhle und noch so anderer Kleinkram, wie ein Vorhang … ABER das Gold war am Ende des Films genauso ein Hauptcharakter, wie NEO in der Matrix Reloaded Agend-Smith-Kampfszene. Animationstechnisch könnten diese beiden Filmmomente Brüder sein. Für alle, die das nicht mehr vor dem geistigen Auge haben, war ich mal so nett und habe etwas aus Youtube hervorgekramt. Ich hab‘ sogar vorgespult.

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Und was ist euch aufgefallen? Hoffentlich etwas. Wenn nicht, solltet ihr schleunigst verschwinden und euch den 3D-Liebhabern beim Scrollen anschließen. Dieser massive CGI-Fehler, der übrigens aussieht als hätte ihn ein unmotivierter Azubi gemacht, hätte eigentlich nicht passieren dürfen. An anderen Stellen dieses Films sind die Effekte nicht annähernd so ekelhaft plaste-artig. Neo sieht teilweise aus als wäre er frisch aus einer Cornflakespackung gefallen – leider völlig unnötig. Die Animateure hatten nämlich was auf dem Kasten – wie man an anderen Stellen des Filmes sehen kann… Das gleiche trifft auch auf einige Animation im Hobbit zu. Am deutlichsten sieht man es aber in dem Gold. Es sieht aus als hätte das jemand gemacht, der frisch mit 3D Animation begonnen hat.
Filmmaterial dazu kann man leider noch nicht finden, da Hobbit noch nicht einmal auf DVD zu kaufen gibt (… da kommen wir übrigens wieder zu der Frage der Notwendigkeit von HFR: Kein Fernseher kann das – glaube ich – abspielen …), aber ich habe was anderes gefunden, bei dem man heraushört, dass die Animateure unter mächtigen Zeitdruck litten.

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Ich hab übrigens auf Youtube auch nach miesen Goldanimationen gesucht und ich habe keine einzige wirklich schlechte gefunden.

Abschließend will ich eigentlich nur sagen, dass es hinter, um und in einem Film weit mehr beachtenswerte Technik steckt als die zwei hier viel zu oft genannten Dinge. Aber prinzipiell sind diese nur dazu da um das eigentliche eines Films zu komplementieren: Die Geschichte und so dessen Aussage. Denkt mal drüber nach.

Der Concept-Artist vom Hobbit ist übrigens sowas von krass. Schaut euch das mal an: http://andbakerdesigns.blogspot.de/. Er benutzt übrigens zBrush – falls das jmd interessieren sollte.

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