Ein klärendes Gespräch.

Letztes Jahr habe ich unglaublich viel Hass in den letzten Eintrag des Jahres gepresst und was mache ich dieses Jahr? Das totale Gegenteil. Eigentlich hatte ich mir mit der Löschung meiner zwei voran gegangenen Blogs und bei der Erstellung dieses gesagt, dass ich nie wieder hochgradig emotionale Sachen in den Äther werfen werde.

Wieso diese Regel, die ich jetzt brechen werde? Weil ich niemanden mit der Ödnis meiner Gefühlswelt belasten wollte und mein Blog ein glücklicher Ort sein sollte. Genauso fröhlich wie ich es bin – äußerlich.
Normalerweise schreibe ich einen emotionalen Quark auf einen Zettel und wenn dieser nicht sofort im Müll landet, tut er das spätestens einen Monat später.
Was sagt euch also diese Aussage über meine Meinung von dem Konstrukt Emotionen? Oder wie gern ich mich Menschen öffne und wie ich zur Verbreitung eben jenen stehe?

Aber wieso breche ich dann meine Regel überhaupt?

Weil ich in letzter Zeit so viel Mist erlebt und Müll erzählt bekommen habe. So viele dumme Sachen sind über mich aus den Mündern von dummen Menschen gequollen. Meist geschah dies ohne vorher jemals ein Wort mit mir gewechselt zu haben. So etwas bringt mich einfach zu kochen. Ich muss mir diesen Reis omnipräsent von der Seele tippen, sonst werde ich auch in 2016 nicht mehr froh werden. Es tut mir leid, dass ich dafür dich, meinen lieben zarten Blog, beschmutzen muss.

1. Ich bin ein Mädchen!

Ich war es schon immer und werde es auch immer bleiben. Erwachsen wird nur die äußere Schale. Der Kern wird nur reifer in seinen Entscheidungen, Handlungen und lernt Verantwortung. Das Kind im Kopf sollte wirklich nie verschwinden.

Ich entspreche nicht dem Standard, des weiblichen Geschlechts. Das weiß ich und darauf bin ich stolz, denn mittelmäßig kann jeder sein. Sein eigenes Ding durchzuziehen, das ist die wahre Herausforderung. Habt ihr mal drüber nachgedacht, wer den Standard definierte? Wer anhand dieser Maßgaben unglaublich viel Geld verdient? Das war definitiv nicht die Gesellschaft. Diese fügt sich hingegen nur dumm den diktierten Vorgaben und diskriminiert die Leute, die keine Lust haben ein Teil dieser Stino-Parade zu werden.

Und wenn man für diese nette, engstirnige Gesellschaft nicht in die eine Schublade passt, kommt man direkt in die andere. Egal ob das passt oder nicht. Was viele nicht mitbekommen: Sowas tut weh! Ich will nicht als 100%iger Kerl oder als Hardcorelesbe bezeichnet werden. Ich will aber auch nicht gesagt bekommen, dass nur meine weibliche Seite gefällt. Ich bin einfach nur ein feministisches Mädchen, das Freude daran hat optisch mit den Geschlechterrollen zu spielen und charakterlich genderqueer zu sein. So bin ich. So war ich schon immer. Akzeptiert es.

Als ich 14 war wollte ich aber wirklich ein Junge sein. Nicht, weil ich mich so gefühlt habe, sondern weil ich den Druck auf mir nicht mehr ertragen konnte, dass ich kein richtiges Mädchen war. Ich habe es gehasst und hasse es noch immer.

Diese triste Welt besteht nicht nur aus Schwarz und Weiß. Und nur weil ihr etwas nicht versteht, heißt es noch lange nicht, dass es scheiße ist. Um es kennenzulernen muss man zwar seinen Kopf aus Omas Wollpulli stecken und sich in unbekannte Gefilde begeben, aber glaubt mir: Es lohnt sich. Den eigenen Horizont zu erweitern ist jedesmal ein Wagnis und die geistige Reise wert.

Als Abschluss dieses Absatzes: In jedem harten Kerl steckt ein Stück Weiblichkeit. Jetzt sagt mir mal was einem harten Mädel so verkehrt ist… Fühlt sich da der Mann seiner Männlichkeit beraubt? Davon mal abgesehen wollte ich schon immer mal das Mädchen in einer Beziehung sein…

2. Ich bin mehr als nur mein Aussehen und Musikgeschmack.

Ich bin immer wieder überrascht wie dumm oberflächlich Menschen sein können. Man kann von dem Aussehen eines Menschens nicht auf die musikalischen Vorlieben schließen und erst recht nicht auf die Person im INNEREN. Ich weiß nicht wie oft ich das noch sagen muss. Anscheinend reichen zwei Akademische Arbeiten zu diese Themen wohl nicht aus.

Das Konstrukt Stereotyp und die daraus resultierenden Vorurteile sollten uns eigentlich im Alltag helfen. Wenn man aber keine Ahnung hat diese richtig zu deuten beziehungsweise der Horizont eines Menschens sehr beschränkt ist, kommt meist nur negativer Müll dabei heraus. Was man eben nicht kennt das mag man auch nicht.

Mein Anliegen hier ist es zu verdeutlichen, dass ihr erst einen Menschen beurteilen könnt, wenn ihr auch die Person unter der Schale kennengelernt habt. Die Außenwirkung eines Menschens kann sich zu 100% von der tatsächlichen Personalität jener Person unterscheiden. Ihr wollt doch alle selbstständig denkende Individuen sein, dann Urteilt bitte nicht so vorschnell.

Zudem sind wir nicht mehr 15 wo wir unsere Freunde anhand unserer musikalischen Vorlieben ausgesucht haben. Also ich bin es nicht mehr. Natürlich ist es wundervoll einen Gleichgesinnten zu finden, aber trotzdem muss man weiterhin offen für Neues sein. Wer sagt denn, dass dir das nicht auch gefallen könnte? Und wie ich in meinem Musikrassisten Friday Fail schon passend schrieb: „Kein Musikgenre ist besser als ein anderes! KEINES!“. Außerdem findet eine Person nicht nur gefallen an einem Genre. Ich würde auch behaupten, dass mein Musikgeschmack sehr divers ist. Last.fm ist mein Zeuge.

Ich bin so viel mehr als nur als meine Oberfläche und das was man womöglich über dritte über mich hört. Ich bin eine weiter entwickelte Form von dem was diese Vorurteil gebeutelten Tratschtanten sind. Ich habe meinen Horizont erweitert, habe keine Angst vor der gruseligen Zukunft und habe die Schnauze gestrichen voll von so viel Dummheit. Dummheit, die auf unglaublicher Faulheit resultiert.

Das ist auch der Grund weswegen ich jetzt auch wegen meinen Fähigkeiten und Eigenschaften als Person IN meinem Körper, Wertschätzung und Anerkennung erhalten möchte.

3. Ich bin mit Absicht verrückt und aufgedreht.

Ich besitze vermutlich 10mal mehr Selbstironie als die meisten Menschen und das ist unglaublich traurig. Man kann sich nicht die ganze Zeit ernst nehmen und vollkommen korrekt sein. Ich persönlich empfinde das als unglaublich anstrengend.

Klar das Leben ist ohne Ende gruselig, aber es ist unsinnig sich die ganze Zeit Sorgen um die Zukunft zu machen und sich von der Vergangenheit beeinflussen zu lassen. Das was wirklich wichtig ist, ist das hier und jetzt. Wenn man in der Gegenwart verkackt wird es natürlich nicht anders in der Zukunft sein. Die Handlungen im Jetzt formen unsere Ergebnisse in der Zukunft. Demnach würde ich sehr stark dafür plädieren, dass man seinen Kopf aus den Wolken nimmt und das aktiv genießt, was um einen herum passiert oder passieren will.

Der Spruch dass erzwungenes nie gut ist, kann man auch hier anwenden. Alles erwächst aus steter Arbeit an etwas, wofür man bereit ist Herzblut zu opfern. Ich weiß das ist drastisch gesagt, aber so ist es nun mal. Dieses habe ich auch geopfert um diese Person zu werden, die ich jetzt bin. Ich habe viel zu viel Mist er und durchlebt um einfach den Kopf in den Sand zu stecken und die ganze Zeit Trübsal zu blasen.

Ich bin eben kein Standard. Ich habe gekämpft um aus der Masse herauszustechen bzw in meiner Ergebnis orientierten Familie aufzufallen. Ich habe dies nicht mit den Mitteln geschafft, die meine Mutter für mich gewünscht hätte. Ich sollte doch so sein wie meine Schwester. Jetzt liebe ich meine Schwester aus tiefster Seele aber früher war es anders. Sie war der heilige Gral, der für mich unerreichbar schien. Unerreichbar um die gleiche Anerkennung meiner Eltern, vielmehr meiner Mutter zu erlangen. Ich war die Nummer 2. Ich wusste auch mit meinen geistigen und akademischen Fähigkeiten würde ich das auch niemals ändern können, weswegen ich mir einen anderen Weg suchte. Ich beschritt somit den Weg jedes Kind, das um jeden Preis nach Aufmerksamkeit und Zuneigung sucht: Rebellion als Pausenclown.

Richtig erraten. Klein Pauline möchte doch nur Aufmerksamkeit und Anerkennung. Das ist dumm, das weiß ich selbst aber die rudimentären Triebe aus der Kindheit verschwinden nicht mit vollenden den 18.ten Lebensjahr. Diese werden wohl nie verschwinden. Bis jetzt finde ich es noch nicht schlimm, da mir dadurch noch kein Bein gestellt wurde.

Selbst der Fakt, dass ich sowohl verrückt als auch aufgedreht bin hat mir noch nicht wirklich geschadet. Im Gegenteil mithilfe dieser zwei Charakterpunkte bleibe ich so weit es möglich ist, glücklich und bei guter Laune. Ganz ganz tief unten schlummert noch immer das kleine verletzte Emo-Mädchen, dass die Menschheit hasst und jedem ihren Stinkefinger in die Augen bohren will. Beschreibe ich gerade Faust? Jedenfalls will keiner, beziehungsweise will ich keinem antun, dass diese Gestalt wieder den Besitz von meinem Körper übernimmt.

Deswegen denke ich positiv und habe immer große Hoffnungen in mich und in andere Personen, bin nicht nachtragend und umgebe mich mit unglaublich sinnlosem farbenfrohen Kitsch. Das ist auch der Grund, wieso ich teilweise pinke Haare habe. Bei jedem Blick in den Spiegel sehe ich diese Farbexplosion und muss lächeln. Wenn die Welt schon so unglaublich grau ist, dann muss man etwas dagegen unternehmen. Still herum sitzen und warten, dass sich etwas ändert, gibt es bei mir nicht. Alles was es zu haben lohnt, dafür lohnt es sich auch zu kämpfen.

Erwartungen habe ich übrigens keine, da diese immer in einer Enttäuschung enden.

Ich finde es traurig, dass ich mich in unserer jetzigen, eigentlich unglaublich aufgeschlossenen Zeit dafür rechtfertigen muss, das ich bin wie ich bin. Ich empfehle hiermit allen Idioten eine Horizont erweiternde Kur und ein Seminar für Empathie zu belegen.

Achso: Ich hasse Silvester immer noch. Ich fühle mich jedesmal wie im Kriegsgebiet zum Selbermachen.

Schlagwörter: